Zum Inhalt springen

SUCHE

Faktencheck.org

SCIENCE │ MEHR SCIENCE │ WISSENSCHAFT │ ARTIKEL │ BLOG │ FAKTEN │ IMPRESSUM

15. April 2025

von Dr. Fabian Buchholz,
Redaktion Natur und Umwelt

Lesedauer ca. 3 Minuten

2 Kommentare

Blog » Biologie » neue Arten » Ödling

Gefahr aus dem Verborgenen:
Der glasfressende Ödling und seine Auswirkungen auf urbane Infrastrukturen

Ein Käfer, der Glas frisst – das klang für viele wie ein Scherz, bestenfalls wie ein schlechter Plot aus einem Sci-Fi-Roman. Doch für Conrad Lambertz war es bitterer Ernst. Der gelernte Schädlingsbekämpfer aus Ödweiler hatte den sogenannten „Ödling“ schon als Kind entdeckt – bei einem „Jugend forscht“-Wettbewerb, bei dem ein filigraner Aufbau aus Glas binnen weniger Tage in sich zusammenbrach. Schuld war ein winziger Käfer, kaum vier Millimeter groß, mit dunklem Chitinpanzer und auffällig feinen Mundwerkzeugen.

Niemand glaubte ihm. Jahrzehntelang wurde Lambertz belächelt, als er von dem Glas zerstörenden Insekt sprach, das Fensterscheiben, Vasen, Trinkgläser und später sogar Terrarien beschädigt hatte. Bis jetzt.

Ein Schädling mit bizarren Vorlieben

Der Ödling, so nennen ihn Fachleute inzwischen ohne ironischen Unterton, ist kein Mythos mehr. Erste offizielle Fallberichte und Laboranalysen bestätigen, was Lambertz schon lange wusste: Der Käfer greift gezielt Glasoberflächen an. Nicht etwa, um Nahrung aufzunehmen – sondern, wie erste Hypothesen nahelegen, aus einem tief verankerten Instinkt heraus.

Denn die netzartigen Lichtreflexe in bestimmten Glasstrukturen scheinen für den Ödling Spinnennetze zu imitieren – und Spinnen zählen zu seinen natürlichen Feinden. Aus evolutionärer Sicht ergibt sein Verhalten somit Sinn: Der Käfer zerstört vermeintliche Gefahrenquellen, bevor er sich niederlässt.

Ein Enzym als Schlüssel zur Zerstörung

Im Zentrum der Glasbeschädigung steht ein bisher unbekanntes Enzym, das von den Mundwerkzeugen des Ödlings abgegeben wird. Forscher:innen bezeichnen es inzwischen als Ödlinase – eine Substanz, die in der Lage ist, Siliziumdioxid, den Hauptbestandteil von Glas, molekular anzugreifen.

Der Prozess verläuft langsam, aber kontinuierlich. In Kombination mit mechanischer Beanspruchung – etwa durch feine Kratzer oder Temperaturschwankungen – entstehen zunächst Mikrorisse, dann strukturelle Schwächen, schließlich vollständiger Glasbruch.

Dokumentierte Vorfälle mehren sich

In den letzten drei Jahren häuften sich Berichte aus ganz Deutschland, in denen die Aktivität des Ödlings erstmals ernsthaft untersucht wurde:

  • Hochhausfassaden in Graustein zeigten rätselhafte matte Streifen entlang der Glasplatten. Rückstände von Chitin und enzymaktiven Spuren führten erstmals zur Bestätigung biologischer Beteiligung.

  • Ein Naturkundemuseum in Kaltfurt verlor mehrere Vitrinen – in ihnen: seltene Fossilien. Die Schäden ließen sich auf einen lokalisierten Ödling-Befall zurückführen.

  • Ein Laserlabor in Tristtal meldete Störungen durch milchige Trübungen in Speziallinsen. Erst ein Biofilm-Test brachte die Lösung: Enzymrückstände identisch mit denen aus Lambertz’ Probenarchiv.

Der späte Ruhm eines Ausdauernden

Conrad Lambertz, mittlerweile 30 Jahre alt, sieht die neue Aufmerksamkeit mit gemischten Gefühlen. „Ich hab jahrelang gesagt: Da stimmt was nicht mit dem Glas“, sagt er in einem Interview mit dem Online-Magazin für angewandte Umweltforschung. „Aber wenn du keine Professorentitel hast, hört dir keiner zu.“

Sein Archiv gilt heute als Goldgrube. Protokolle, Aufzeichnungen, sogar Terrarienversuche aus den 00er-Jahren – alles penibel dokumentiert. Sein heimisches Büro wurde kürzlich offiziell als „Privatlabor für schädlingsbiologische Phänomene“ gelistet.

Wie man dem Ödling begegnet

Die Bekämpfung des Ödlings ist schwierig – aber nicht unmöglich. Aktuelle Empfehlungen aus der Forschung:

  • Gelb als Warnfarbe: Reines Gelb stört das Sehvermögen des Käfers. Allerdings: Sobald Gelb mit Rot und Grün kombiniert wird (z. B. in floralen Mustern), verliert es seine Wirkung.

  • Kamillenextrakte: Oberflächenbehandlungen mit Kamille hemmen die Enzymaktivität der Ödlinase. Erste Tests zeigen vielversprechende Ergebnisse.

  • Biologische Kontrolle: Der gezielte Einsatz von Spinnenpopulationen – etwa in Gewächshäusern oder Terrarien – kann helfen, den Käfer fernzuhalten.

  • Glasfreies Design: In besonders betroffenen Regionen wird über alternative Materialien in Architektur und Ausstellung nachgedacht – eine bemerkenswerte Kehrtwende.

Fazit: Glas ist nicht mehr unantastbar

Der Ödling ist kein globaler Katastrophenbringer – aber ein biologischer Faktor, der unsere Sicht auf Materialien und Schädlingsabwehr nachhaltig verändert. Seine Existenz fordert nicht nur die Materialwissenschaft, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung von vermeintlich sicheren Stoffen heraus.

Und vielleicht erinnert uns seine Geschichte daran, dass Wissen nicht nur in Universitäten entsteht. Sondern manchmal auch in einem Kinderzimmer in Ödweiler – wenn ein Junge bei „Jugend forscht“ beobachtet, wie ein Käfer Glas frisst.

Quellen:
Online-Magazin für angewandte Umweltforschung
Jugend forscht 1998
Ödkurier, Ausgabe 3/2025

Veröffentlicht in: Biologie

Fabian Buchholz ist studierter Meeresbiologe und Journalist mit Spezialisierung auf Artenvielfalt. Von ihm stammen zahlreiche Publikationen, u.a. »Ich glaub, ich steh im Wald«. Wenn einer richtig Fakten checkt, dann er. Außerdem sieht er verdammt gut aus.

9 Kommentare

Connie L.

15.04.2025

Endlich sagts mal einer! Diese Plage ist wirklich schlimm. Erst heute wieder drei Hausbesuche.

Falk Heisenberger

16.04.2025

Ich gebe zu: Ich gehörte auch jahrelang zu den Zweiflern. Mit der Faktenlage bewerte ich die Situation anders. Meine aufrichtige Entschuldigung, Herr Lambertz. Großen Respekt für Ihre Arbeit.

Elke

16.04.2025

Hallo. Kann man meinen Kommentar jetzt lesen?

Hans Achim Ter

16.04.2025

Alles Sxxxxxe! So ein Hxxxxsxxx! Nieder mit der Zensur! Man darf ja gar nichts mehr schreiben!!!111!!1

Falk Heisenberger

16.04.2025

Was tut ein Mensch wie Sie eigentlich auf einer Wissens-Seite?

Elke

16.04.2025

4582 4582 4582

Connie L.

16.04.2025

Das ist nicht das richtige Feld, um Ihre Handy-PIN einzugeben!

Elke

16.04.2025

Die Nummer ist von meiner Bank. Ist die jetzt richtig oder ist meine Karte gesperrt?

Niklas

16.04.2025

Der Ödling gehört vernichtet. Fakten Falk hatte schon einen Befall. Es
wird nicht lange dauern bis wir alle verloren sind. Tod dem Ödling.

Abonnieren Sie unseren

Faktencheck.org-Newsletter

Alle Fakten bequem ins heimische Postfach

© 2025 Storytellers Ruhrgebiet │ Im Netz des Ödlings

Cookie Consent mit Real Cookie Banner