Vor kurzem war ich in einer Buchhandlung. Als Schreiberling liebe ich es, mich mit Büchern zu umgeben. Ich mag den Duft von altem und neuem Papier, mag die vielen bunten Cover und Einbände, mag es zu stöbern. Meist finde ich auch ein oder zwei Schätze, die ich mit nach Hause bringen kann. Diesmal war es jedoch eine Enttäuschung.
Bücher übers Schreiben
Mein guter Freund Steffen hatte mir vor mehr als zehn Jahren das erste Mal Bücher übers Schreiben empfohlen. Darunter die Klassiker »Deutsch für Profis« (Wolf Schneider) und »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt« (James N. Frey). Diese Bücher eröffneten mir eine neue Dimension des Schreibens.
Plötzlich hatte ich eine Anleitung für guten Stil und den Aufbau von Geschichten. Ich musste nicht mehr herumprobieren, sondern konnte auf der Erfahrung vieler anderer Autor*innen aufbauen. Das Schreiben war nicht länger ein gottgegebenes Talent, sondern ein Handwerk, das jede*r lernen konnte.
Seither habe ich immer mal wieder Fachliteratur verschlungen, um mich weiter zu bilden. Was mich dabei immer wieder wunderte: Viele Titel waren vergriffen oder nur im amerikanischen Original verfügbar. Mein Englisch reichte leider oft nicht aus, z.B. um Joseph Campbells wortgewandtes »Hero with a Thousand Faces« zu begreifen. Wo waren die ganzen deutschen Werke übers Schreiben?
Das Land der Dichter und Denker?
In besagter Buchhandlung schaute ich also in die Abteilung »Hobby«. Schließlich fällt das Schreiben darunter, oder etwa nicht? Es gab zahlreiche Abhandlungen über Fotografie, Häkeln, Makramée, Fischzucht und Kochen. Aber keines übers Kreative Schreiben.
Also schaute ich bei »Wissenschaft« und schließlich bei den Schulbüchern. Gefunden habe ich lediglich ein Buch über Deutsch als Fremdsprache und den Duden.
Da frage ich mich, ob wir uns wirklich noch als Land der Dichter und Denker bezeichnen können. Klar, es gibt Bücher von Goethe, Schiller und Konsorten. Aber die sind auch schon lange tot. Was ist mit der lebendigen Literatur von heute?
Das Schreiben ernst nehmen
Natürlich können wir einfach drauflos schreiben. Das ist oft der beste Einstieg. Aber spätestens nach ein paar Jahren fragen sich die meisten, wie sie sich weiter entwickeln können.
Wenn wir das Schreiben ernst nehmen, ist es ein Handwerk wie Fotografie oder Aquaristik. Fische würde man ja auch nicht in jedes x-beliebige Wasser setzen. Und wenn die Fotos immer unterbelichtet sind, gibt es Techniken und Werkzeuge, die einem helfen.
Ich würde mich freuen, wenn das Kreative Schreiben In Deutschland einen höheren Stellenwert bekommt. Mit meinen Schreibkursen möchte ich einen Beitrag dazu leisten. Und vielleicht führt das dazu, dass Menschen mehr Fachliteratur kaufen, damit die bald wieder in den Regalen der Buchhandlungen stehen.