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Tipps für angehende Autor*innen

Schreiben ist wie ein Tanz zwischen Himmel und Hölle. Es gibt Momente, in denen bin ich total im Flow. Dann wiederum hadere ich mit jedem Wort. Ich war oft frustriert, wollte an einem Punkt sogar das Schreiben komplett aufgeben. Mittlerweile weiß ich, was mir hilft und was ich besser lassen sollte.

An dieser Stelle möchte ich gern meine Erkenntnisse weitergeben. Vielleicht ersparst du dir an der Stelle den ein oder anderen Umweg. Vielleicht gelingt es mir, dich zu inspirieren. Mach dir nicht den Stress, dass du alles gleich umsetzen müsstest. Nimm dir den Punkt heraus, der dich am meisten anspricht.

Doch lass mich dir zunächst erzählen, wie ich zum Schreiben gekommen bin.

Meine Entscheidung

Da stand ich also neben Paul Maar, dem bekannten Kinderbuchautor (u.a. »Das Sams«). Ich war etwa zehn Jahre alt und stolz wie Bolle. Denn ich hatte zusammen mit neun anderen Kindern aus NRW einen Schreibwettbewerb gewonnen.

Seither ist einiges passiert. Ich habe zahlreiche Kurzgeschichten, Gedichte und mittlerweile sogar einige Bücher geschrieben. Ich bin auf Bühnen aufgetreten und habe eigene Shows auf die Beine gestellt.

Doch am Anfang, noch vor dem Wettbewerb mit Paul Maar, stand eine Entscheidung.

Bereits in der Grundschule wurde ich für meine Aufsätze gelobt. Das war schön. Aber ich wollte mehr. Ich wollte einfach immer besser schreiben können.

Also entschied ich mich dazu, regelmäßig zu üben. So begann ich, in meinem Kopf Formulierungen zu wälzen und so viel wie möglich auszuprobieren.

Macht dir Schreiben Freude?

Ganz ehrlich? Ich habe nicht daran gedacht, was daraus werden würde. Ich hatte noch keine Idee davon, ob ich jemals ein Buch veröffentliche oder für meine Texte Applaus bekomme. Mir hat dieses Hobby einfach gefallen. Und darum gehts hauptsächlich: Wenn du gut in etwas werden willst, muss es dir Freude machen.
 
Das ist das große Geheimnis. Du kannst dich eine Zeit lang dazu zwingen, etwas zu tun, was du nicht liebst. Vielleicht glaubst du, du müsstest es machen, weil du es irgendwo im Freundeskreis oder auf Social Media gesehen hast. Vielleicht erhoffst du dir, dass dich jemand für deine Werke lobt. Vielleicht passiert das sogar.
 
Aber wenn du nicht selbst Lust auf den Prozess hast, wirst du irgendwann abbrechen, bevor du wirklich gut bist. Du wirst dich selber ablenken, wirst Ausreden erfinden, warum es heute doch nicht passt. Deshalb mach dir zuallererst klar:

Will ich überhaupt schreiben? Bin ich bereit, regelmäßig zu üben?

Oder will ich einfach nur schreiben können, ohne etwas dafür zu tun?

Nimm dir gern Zeit für diese Fragen. Am Anfang hast du vielleicht keine eindeutige Antwort. Das ist okay. Probier dich aus und entdecke, was dir Freude macht. Wenn du merkst, dass du mehr willst, solltest du dich jedoch entscheiden. Denn was die meisten vergessen zu sagen: Autor*innen fallen nicht vom Himmel.

Dranbleiben lohnt sich

Egal, was du ausprobierst: Am Anfang macht es oft richtig Spaß. Du lernst viel und siehst deine Fortschritt. Vielleicht hast du ein Gedicht oder eine Geschichte geschrieben, die dir einfach so aus den Fingern geflossen ist.

Dann kommt die Durststrecke. Die Einfälle werden weniger. Deine Formulierungen klingen auf einmal hölzern. Du mühst dich eine Stunde lang ab und bekommst nur einen einzigen Satz zustande.

Wenn du an dieser Stelle abbrichst, gehörst du zu den vielen Menschen, die ihren Traum vom eigenen Buch aufgegeben haben. Sicher kennst du solche Leute. Sie sind den einfachen Weg gegangen und erzählen, dass sie es ganz sicher geschafft hätten. Sie nennen sich Autor*in, aber ihr letztes Werk liegt schon seit Jahrzehnten unfertig in der Schublade.e

Kunst machen heißt nicht, immer im Flow zu sein

Manchmal bekommst du ein Feedback, das dich aus der Bahn wirft. Manchmal taucht eine Schreibblockade auf. Dann ist es wichtig, nicht einzuknicken.
 
Ich bin kein Freund von harter Disziplin um jeden Preis. Es gibt Momente, in denen es gut ist, ein bisschen Abstand zu gewinnen. Schließlich geht es hier um etwas, das du liebst. Etwas, wo du im besten Fall langfristig dranbleiben willst, nicht um einen kurzen Sprint. Wenn du aber wirklich gut in etwas werden willst, ist es wichtig, dass du immer wieder zurückkehrst.
 
Es können Wochen, Monate oder sogar Jahre vergehen, in denen du denkst: »Es geht nichts voran! Ich stehe immer noch am Anfang.« Das ist eine Illusion. Wir Menschen sehen immer nur einen begrenzten Ausschnitt unserer Wirklichkeit. Wenn du dir alte Werke anschaust, wirst du deinen Fortschritt erkennen. Du wirst vielleicht bemerken, dass dir schneller bestimmte Worte einfallen oder dass du auf der Bühne sicherer wirst. Das alles kannst du nur erreichen, wenn du dranbleibst.

Scheiß auf Talent. Alle Künstler*innen, die du kennst,
haben viel geübt, um dahin zu kommen, wo sie jetzt sind.

Was eine Schreibblockade mit Zitronen zu tun hat

Stell dir vor, du setzt dich an deinen Schreibplatz, hast vorher noch eine tolle Idee gehabt – und plötzlich funktioniert gar nichts mehr. Das weiße Blatt starrt dich an. Dir fällt nichts ein. Du zweifelst daran, ob du jemals einen geraden Satz formuliert hast.

Tadaa: Die Schreibblockade ist da! Aber Moment mal… was ist eigentlich eine Schreibblockade?

Bis heute gibt es keine wissenschaftliche Untersuchung zu dem Thema. Trotzdem geistert das Wort »Schreibblockade« durchs Internet und durch die Köpfe vieler Autor*innen. Und eins ist klar: Worte sind mächtig.

Wenn du denkst, du hättest eine Schreibblockade, dann versucht dein Gehirn, dir genau das zu beweisen. Es kramt in deinen Erinnerungen nach all den Horror-Szenarien, die du mit dem Wort verbindest – und sorgt dafür, dass diese auch eintreten.

Lust auf ein Experiment?

Du kannst dir selbst beweisen, wie dein Gehirn in dieser Hinsicht funktioniert: Stell dir vor, du legst eine frische Zitrone auf ein Schneidebrett. Dann nimmst du in Gedanken ein Messer und schneidest sie in zwei Hälften. Kannst du sehen, wie das Wasser an der Schneide entlang läuft? Dann teilst du die Hälften in Viertel. Stell dir nun vor, wie du ein Zitronenviertel  in die Hand nimmst und es zu deinem Mund führst. Riechst du den Saft? Und dann beiße herzhaft hinein…

Na, was passiert gerade in deinem Mund? Falls dir der Speichel fließt, möchte ich dich daran erinnern, dass gerade keine Zitrone im Spiel war außer der in deinem Kopf.

Genauso läuft es auch mit der Schreibblockade. Wenn du denkst, du hättest eine, wird sich automatisch dein Körper verkrampfen und auch dein kreativer Kanal im Kopf verstopft. Das heißt aber nicht, dass du gerade nicht schreiben kannst.

»Ich habe eine Schreibblockade« ist nur ein Gedanke in deinem Kopf.
Du kannst dir selbst beweisen, dass er nicht stimmt.

5 Top-Tipps gegen die angebliche Schreibblockade

1. Nimm den Gedanken nicht wichtig

Solange du ihm glaubst, wird er dein Handeln bestimmen. Wiederhole ihn nicht in deinem Kopf. Arbeite auch nicht dagegen. Damit schenkst du ihm zuviel Aufmerksamkeit und er wird stärker.

2. Fokussiere dich auf das, was geht

Denke so etwas wie: »Wenn ich jetzt schreiben könnte, was würde ich schreiben?« oder »Was würde ich jetzt gerne tun?« So kommst du raus aus der Negativ-Spirale und lenkst deinen Fokus auf etwas Machbares.

3. geh spazieren

Körperliche Bewegung sortiert die Gedanken. Anschließend bist du konzentrierter und die Ideen fließen besser.

4. Schreibe trotzdem

Möglicherweise kommst du gerade nicht in dem Projekt weiter, das du gern verfolgt hättest. Dann schreib etwas anderes, selbst wenn es erstmal nur Blödsinn ist. Stell dir z.B. einen Timer auf zehn Minuten und schreibe munter drauflos.

5. Probiere ein anderes Medium

Wenn du sonst am Computer schreibst, nimm mal wieder einen Stift in die Hand. Schreibe sehr groß, verspielt oder zeichne die Buchstaben. So bringst du dich wieder in den kreativen Flow.

Wie du deine Schreib-Skills nach und nach verbesserst

Ich habs ja schon erwähnt: Es braucht Zeit und Übung, um wirklich gut in etwas zu werden. Das macht aber nichts, solange du Freude am Prozess hast. Dann passiert der Fortschritt quasi nebenher. Hier sind meine besten Tipps, wie du langfristig dranbleibst und immer besser wirst:

Probier dich aus

Kreative Menschen erkennt man daran, dass sie neugierig sind. Sie gehen neue Wege und kombinieren Elemente, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Das wirkt von außen manchmal völlig sinnlos. Ehrlicherweise ist es das auch oft – zumindest auf den ersten Blick.

Wenn du dich ausprobierst, schaffst du in deinem Gehirn neue Verknüpfungen. Du kannst alles tun, was dir in den Sinn kommt: Schreibe ein Genre, das du noch nie bedient hast. Schreibe auf dem Kopf oder mit der linken Hand (wenn du rechtshändig bist), dichte dadaistische Schüttelreime oder geh in den Wald, um einer Ulme dein neuestes Gedicht vorzutragen.

Nichts ist zu verrückt, um es zu versuchen.

Finde deinen Modus

Manche Menschen haben morgens ihre beste Schreibzeit, andere abends. Manche können besser zuhause im stillen Kämmerlein schreiben, andere brauchen das Brummen eines öffentlichen Cafés. Es gibt Menschen, die planen ihre Geschichten bis ins kleinste Detail, bevor sie zu schreiben beginnen. Andere hauen den ersten Entwurf lieber erst einmal raus und bearbeiten diesen dann. Beides ist legitim. Und dann gibt es noch all die Spielarten dazwischen.
 
Es gibt nicht den einen besten Weg, um Autor*in zu sein. Nur weil andere es so und so machen, brauchst du es nicht zu kopieren. Finde heraus, unter welchen Bedingungen zu am besten schreiben kannst. Und dann leg los!

Gönn dir eine Schreibroutine

Vielleicht reicht es dir, alle paar Monate einen Vierzeiler zu verfassen, wenn dich die Muse küsst. Es ist allerdings ein weit verbreiterter Mythos, dass man nur schreiben sollte, wenn man gerade eine Inspiration hat. Eigentlich ist es andersherum: Je mehr du schreibst, desto mehr öffnet sich dein kreativer Kanal. Und desto mehr Ideen wirst du haben.
 
Deshalb lege dir eine Schreibroutine zu. Schreibe am besten täglich zu einer festen Zeit. Oder wann immer du kannst: Gleich nach dem Aufstehen, in der Bahn, auf dem Klo… Gerade bei langfristigen Projekten wie einem Roman ist das hilfreich. So bleibst du im Fluss.
 
Außerdem ist es deutlich befriedigender, als stundenlang durch den Newsfeed zu scrollen 😉

Finde Schreib-Buddies

Wenn dein innerer Schweinehund dich regelmäßig ablenkt, hol dir einen Schreib-Buddy mit ins Boot. Das ist eine Person, der du vertraust und die zuverlässig ist. Ihr könnt euch gemeinsam verabreden, zu einem bestimmten Zeitpunkt mit eurem Schreibprojekt (oder besser: einem bestimmten Teilabschnitt) fertig zu sein. So haltet ihr euch gegenseitig bei der Stange und sorgt dafür, dass ihr es auch wirklich durchzieht.

Wichtig: Fordert euch gegenseitig heraus, achtet aber auch auf eure Grenzen. Wenn plötzlich eine große persönliche Herausforderung ansteht, ist es oft nicht hilfreich, die Deadline auf Teufel komm raus halten zu wollen. Andererseits kann ein Buddy, wenn er*sie dich gut kennt, dir aufzeigen, wo du dir selbst Ausreden erzählst.

Hol dir Feedback ein

Die meisten Autor*innen haben Angst davor, andere um ihre Meinung zu fragen. So bleiben leider viele Rohdiamanten in Schubladen liegen, ohne jemals fertig zu werden. Eine Rückmeldung hilft dir in jedem Fall, dich zu verbessern – sei es im Schreiben oder einfach im Umgang mit anderen Meinungen.

   

Mach dir klar: Ein Feedback ist wie ein Geschenk.
Du kannst es annehmen oder nicht.

 

Du musst nicht jedes Feedback annehmen. Es gibt überall Leute, die es angeblich besser wissen und dir ihre Meinung aufdrücken wollen. Manchmal wissen es diese Leute tatsächlich besser. Das ist aber kein Grund, dir ungefragt Feedback zu geben. Halte dich an die Menschen, die erstens Ahnung haben und dich zweitens um Erlaubnis bitten, dir etwas zu deinem Werk zu sagen.

Noch besser ist, wenn du dir aktiv Feedback einholst. Sprich dazu Menschen an, denen du vertraust und die sich in der Materie auskennen. Viele Menschen sind froh, wenn sie ihre Expertise teilen dürfen. Stell am besten konkrete Fragen, z.B. »Wie findest du den Aufbau?« oder »Ich bin mit meinem Protagonisten noch nicht zufrieden. Hast du eine Idee, wie ich ihm mehr Tiefe verleihen kann?«.

Durch konkrete Fragen weiß dein Gegenüber, was du wirklich wissen willst. Vielleicht bist du auch mit einem Teil deines Werkes schon super zufrieden. Dann wäre es schade, wenn du dazu ggf. ein negatives Feedback erhältst, obwohl dich das gar nicht interessiert.

Wenn du selbst ein Feedback gibst, frag vorher nach, zu welchem Bereich du etwas sagen sollst.  Sieh dein Feedback als Geschenk an, das der anderen Person weiterhelfen soll. Wenn du etwas kritisierst, sei auch bereit, eine Lösung anzubieten. Erinnere dich daran, dass du auch mal angefangen hast. Das gilt sowohl offline, als auch online.

Lies Bücher

Lesen macht nicht nur Spaß, sondern schult nebenbei noch deine kreative Seite. Du kannst (und darfst!) dir von anderen abschauen, wie sie ihre Geschichten aufbauen, wie sie Charaktere einführen, Dialoge stricken und Spannung erzeugen.

Außerdem empfehle ich, in verschiedene Genres einzutauchen, auch wenn sie dir auf den ersten Blick nicht zusagen. Thriller geben dir eine Fülle von Beispielen für spannende Szenen. Fantasy kann dich zu neuen Ideen inspirieren. Liebesromane zeigen dir die Feinheiten von Beziehungen zwischen Charakteren. Und selbst bei einem schlechten Buch kannst du immer noch neugierig fragen: An welcher Stelle habe ich mich gelangweilt? Was fehlt den Charakteren, um mich zu begeistern? Wie würde ich es selbst besser machen?

Vergleiche dich immer nur mit dir selbst

Es ist total normal, dass wir uns vergleichen. Doch gerade das Internet zeigt uns täglich einen Haufen Leute, die in irgendeinem Bereich erfolgreicher sind als wir.

Wenn du dich mit anderen vergleichst, verlierst du immer. Du setzt dich unter Druck, weil du denkst, du müsstest schon so weit sein wie sie. Dabei siehst du meist nur das Endergebnis von vielen Jahren Übung und Ausprobieren, Zweifel, Niederlagen und gelegentlichen Erfolgserlebnissen.

Wenn du clever bist, schaust du auf dein eigenes Leben. Dann siehst du, wie du dich über die Jahre verbessert hast. Bewahre dir alte Werke auf, seien es Texte oder Videos von Auftritten. Die kannst du von Zeit zu Zeit hervorkramen und staunen, was du bereits alles gelernt hast.

Setze dir persönliche Ziele. Vielleicht kann dir jemand als Vorbild dienen, weil diese Person etwas kann, was du gerne können würdest. Lass dich inspirieren, bleib aber dein eigenes Original.

Lerne ständig dazu

Fakt ist: Du bist niemals fertig. Manche Leute frustriert der Gedanke. Andere sehen es als sportliche Herausforderung. Schließlich ist es doch die Neugier, die uns antreibt, oder?

So wie andere im Fitness-Studio ihre Muckis aufbauen, kannst du dein Leben lang deine Schreib-Skills trainieren. Lies Bücher übers Schreiben, besuche Workshops und tausche dich mit anderen Autor*innen aus. Gerade wenn dich das Schreibfieber gepackt hat, wirst du feststellen, dass Lernen auch Spaß macht.

Hier sind ein paar Bücher übers Schreiben, die ich dir empfehlen kann:

  • Über das Leben und das Schreiben (Stephen King)
  • Schreiben für Profis (Wolf Schneider)
  • Wie man einen verdammt guten Roman schreibt (James N. Frey)
  • Der Heros in tausend Gestalten (Joseph Campbell)

Außerdem findest du eine Menge kostenloser Tipps zu folgenden Stichworten:

  • Heldenreise nach Joseph Campbell
  • 3-Akt-Schema
  • 5-Akt-Schema nach Aristoteles

Hast du sonst noch Fragen?

Dann schreibe mir gern eine Mail an info@florianeichhorn.com oder nutze das Kontaktformular. Schau auch gern bei meinen Workshops vorbei.

Ich wünsche dir viel Schreibfreude.

Dein Florian
alias »Der Schreiberling«

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